HDMI Kabellos: Wireless HDMI Verbindung herstellen – So geht’s

Gepostet von am 16. Februar 2014

Wireless HDMI klingt verlockend. Bild und Ton werden in bester Qualität quasi durch die Luft übertragen. Und so abwegig ist die Idee ja gar nicht. Schließlich werden ja heute alle möglichen Daten kabellos übertragen. Warum nicht also auch HDMI?

Wireless HDMI

Ein einheitlicher Wireless HDMI Standard? Schön wär’s!

Dem kabellosen HDMI Vergnügen steht allerdings ein Hindernis im Weg: Für Wireless HDMI gibt es bis heute keinen einheitlichen Standard. Unter der Bezeichnung Wireless HDMI werden heutzutage vielmehr drahtlose Übertragungsstandards zusammengefasst, die hochauflösende Audio- und Videosignale kabellos mittels HDMI-Standards übertragen. Jeder Hersteller kocht dazu mehr oder weniger sein eigenes Süppchen und verwendet in der Regel irgendeine Übertragung im 5-, 60- oder 190 GHz-Frequenz-Bereich.

Wireless HDMI: Populäre Begriffe für kabellose HDMI Übertragung im Überblick

Wer sich mit dem Thema Wireless HDMI oder kabellose HDMI-Übertragung beschäftigt, der stößt zwangsläufig auf folgende Begriffe:

WHDI: Wireless High Definition Interface

Mittels WHDI-Standard können Bild und Ton mit bis zu 1,5 Gbit/s drahtlos gesendet werden, bis zu drei Gbit/s sind theoretisch möglich. Wireless High Definiton Interface basiert auf dem WLAN-Standard 802.11n und ermöglicht eine Reichweite von bis zu 30 Metern. In Deutschland gibt es schon Fernseher auf dem Markt, etwa von Sony, Samsung oder Sharp. Allerdings unterstützt WHDI nur HDMI-Signale bis HD 1080i.

Fazit: Solide Bandbreite und Reichweite, Übertragung bis HD 1080i

Wireless-HD

Panasonic, Sony, Toshiba, Samsung und LG setzen auf Wireless-HD, dieser Standard ermöglicht eine unkomprimierte Übertragung von hochauflösenden Audio- und Videosignalen mit 4 bis 25 Gbit/s. Die Besonderheit: Bis zu sechs Sendegeräte können den Empfänger gleichzeitig ansprechen – und zwar unabhängig vom Hersteller. Hier ist ein klarer Vorteil im Vergleich zu UWB und WHDI zu sehen, wo Sender und Empfänger immer paarweise arbeiten. Auch bei Wireless-HD benötigen die Geräte zwingend direkten Sichtkontakt.

Fazit: Unkomprimierte Übertragung mit bis zu 25 Gbit/s – vorausgesetzt es herrscht Sichtkontakt.

Miracast

Miracast ist ein Funk-Standard, der von der Wi-Fi Alliance eingeführt wurde. Im Gegensatz zu WHDI und Wireless-HD ist Miracast als offener Standard gedacht, um ein Audio und/oder Video-Signal von einem beliebigen Endgerät mittels Wi-Fi  Technologien auf ein anderes Endgerät zu übertragen. So kann zum Beispiel der Bildschirminhalt eines Smartphones oder eines Rechners auf einen großen Monitor oder Videoprojektor übertragen werden. Grundsätzlich ist auch die umgekehrte Variante möglich, z.B. das Streamen des Fernsehprogrammen vom TV-Receiver auf einen Tablet-Computer.

Miracast benötigt nicht zwangsläufig eine Verbindung zu einem bestehenden WLAN-Netzwerk, da WiFi-Direct unterstützt wird. Miracast wird z.B. von Intel Wireless Display oder Android-Betriebssystemen ab Version 4.2 „Jelly Bean“ unterstützt.

Fazit: Mehr oder weniger offener Standard zur Übertragung von AV-Signalen über WLAN

Wie ihr seht, ist die Sache relativ komplex. Zur Vereinfachung haben wir euch im Folgenden mal die gängigsten Lösungen für Wireless-HDMI Szenarios erklärt.

Hi-Fi Geräte (BluRay Player, DVD, TV-Receiver, etc.) mit HDMI kabellos an den TV anschließen

Bei Hifi-Geräten auf denen im Gegensatz zu Computern meist keine Software installiert werden kann, werden sogenannte HDMI Transmitter / Wireless HDMI Kits genutzt.

Das Prinzip ist einfach: Ein Wireless HDMI Adapter wird in das Abspielgerät gesteckt (Sender) und der andere in den HDMI Eingang des Fernsehers (Empfänger). Und dann funken diese Antennen fröhlich vor sich hin.

Wie gut das in der Praxis funktioniert ist massiv abhängig von den jeweiligen Geräteherstellern und den Funkverbindungen. HDMI Transmittier Systeme sind nicht billig und unterliegen einigen Einschränkungen (siehe unten). Dennoch versprechen sie ein kabelloses Multimedia Erlebnis ohne Kabelsalat, ohne bohren und mit respektabler Reichweite.

Wireless HDMI Kit: Kabellos BluRay-Player oder TV-Receiver an den Fernseher anschließen

Wireless HDMI Kit: Kabellos BluRay-Player oder TV-Receiver an den Fernseher anschließen

Tipps für den Wireless HDMI Adapter Kauf

  • Spezifikationen des Herstellers beachten!
  • Welcher Übertragungsstandard wird unterstützt (Leistungsfähigkeit)?
  • Welche HDMI Features werden unterstützt (Full HD Auflösung 1920 x 1080p)?3D Inhalte werden meist nicht unterstützt
  • Reichweite des Systems beachten

Windows-PC oder Laptop kabellos mit einem TV verbinden

Wireless HDMI Adapter für Computer und Smartphones sind deutlich einfacher (und günstiger) einzurichten, als Wireless HDMI Verbindungen für HiFi Geräte (siehe unten). Bei Computern wird meist einfach eine Software installiert (oder bereits mitgeliefert), die das Videosignal der Grafikkarte und die Ausgabe ggf. komprimiert und über eine WLAN Verbindung in einem Netzwerk bereitstellt. Das funktioniert heutzutage meistens über den Miracast Standard (siehe oben)

Dieses Miracast Signal lässt sich dann vom Laptop oder PC aus direkt über W-LAN an den Fernseher senden – vorausgesetzt das Gerät besitzt ebenfalls ein W-LAN Modul und Miracast Unterstützung. Wer keinen geeigneten Fernseher hat, kann die Miracast Unterstützung über einen entsprechenden Adapter, der in den HDMI Slot des Fernsehers gesteckt wird, nachrüsten.

Software-seitig wird für diese Lösung in der Regel mindestens Windows 8.1 vorausgesetzt. Aber Achtung! Miracast stellt auch Anforderungen an eure Hardware, sodass einige ältere WLAN Module zum Teil nicht unterstützt werden. Heißt im Klartext: Windows 8.1 auf eurem Rechner ist eine Bedingung, aber keine Garantie dafür, dass Miracast funktioniert.

Wireless HDMI Adapter

Wireless HDMI Fähigkeit am Fernseher über Adapter nachrüsten

Android Handy oder Tablet kabellos mit Fernseher verbinden

Das Betriebssystem Android unterstützt seit Version 4.2 Jelly Bean von Haus aus den Miracast-Standard. Tablets und Smartphones mit mindestens Android 4.2 können auf diese Weise ohne direkt an ein Miracast-kompatibles Endgerät, z.B. ein Miracast Display oder einen Miracast-Adapter streamen.

Beispiel gefällig? Lest unseren Beitrag zum Thema Samsung Galaxy an TV.

Apple Geräte (Mac, iPhone, iPad) drahtlos mit dem Fernseher verbinden

Die kabellose Display-Verbindung funktioniert im Apple-Universum dank des Apple-eigenen AirPlay Standards mühelos. Alles was ihr braucht, um einen Mac, ein iPhone oder ein iPad kabellos an einen Fernseher anzuschließen ist eine kleine Box namens Apple TV.

Apple TV dient quasi als Empfänger für die Audio- und Videoübertragung. Innerhalb von 10 Minuten ist alles eingerichtet. Wenn ihr mehr über Apple TV erfahren wollt, lest unseren Apple TV Erfahrungsbericht.

Wenn das genau eurer Thema ist, dann interessieren euch sicherlich unserer Anleitungen zum Thema  → iPad an TV anschließen → Mac kabellos mit externem Display verbinden und  → iPhone an Fernseher.

Kabelloses HD Vergnügen: Diese Einschränkungen sollte man kennen

Unabhängig davon, welches System man benutzt, gibt es bei der Übertragung von digitalen Audio- und Video-Signalen über Funkverbindungen einige generelle Einschränkungen, denen man sich bewusst sein sollte:

1. Datenraten

  • Audio- und Videosignale per HDMI sind hochauflösend, deshalb wird eine entsprechend hohe Bandbreite benötigt. HDMI überträgt derzeit bis zu 14,4 GBit/s (HDMI 2.0 Standard, September 2013). Funkübertragungen leisten dies in der Regel nur, wenn komprimiert wird.
  • Die minimale Datenrate für Full HD Inhalte  (1920×1080) beträgt 3,96 GBit/s (165 MHz × 8 bit × 3) inkl. Audio. Für weitere HDMI Features, die mehr Bandbreite benötigen (z.B. 3D, 4K) bleibt bei der Funkübertragung meist kein Platz.

2. Verzögerung

  • Durch die Komprimierung und Übertragung per WLAN oder Funk ergibt sich eine minimale Verzögerung von ca. 2ms. In der Praxis bedeutet das je nach verwendeter Konfiguration ggf. kleiner Ruckler, meistens läuft aber alles zuverlässig.
  • Wichtig für Spieler: Beim drahtlosen Verbinden von Spielkonsolen kann dieser Input-Lag ein K.O. Kriterium sein.

3. Kompatibilität

  • Für Wireless HDMI gibt es keinen Standard, der offiziell von der HDMI Licensing LLC vorgegebenen ist. Dritthersteller versuchen also individuelle Wege zur Umgehung der Kabelverbindung zu finden. Das führt im HDMI Universum schonmal zu Kompatibilitätsproblemen.
  • Vor dem Kauf eines Wireless HDMI Adapters bzw. Systems sollte man sich daher genau über die unterstützten Geräte informieren.

4. Stabilität

  • Funkverbindungen allgemein sind deutlich störanfälliger als Kabelverbindungen. So auch bei Wireless HDMI – mehrere gleichzeitige Nutzer im WLAN, Decken, Wände, Mobilfunk sind alles potenzielle Störer des Signals.
  • Merke: Ein Wireless HDMI Signal, das im leeren Raum funktioniert muss noch lange nicht auf einer Party problemlos laufen.

Fazit

In der Praxis erlaubt Wireless HDMI die drahtlose Übertragung von hochauflösenden Audio- und Videosignalen von einem Sendegerät (DVD- und BluRay-Player, Beamer, PC und Notebooks, Spielkonsole, etc.) zu einem Empfangsgerät (kompatibler Fernseher). 3D Inhalte werden jedoch in der Regel nicht unterstützt.

Darüber Hinaus gibt es eine schier undurchschaubare Flut von proprietären kabellosen Videoübertragungsstandards unterschiedlicher Hersteller (Wireless HD, WHDI, UWB). Wenn das eigene Hifi-System überwiegend aus Komponenten eines bestimmten Herstellers besteht, lohnt eine gezielte Recherche, was dieser als Funktechnik im Angebot hat.

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