Kleiner Test: Geht einmal auf die Straße und fragt beliebig viele Menschen nach HDMI 2.1. Wetten, dass die meisten entweder nur mit der Schulter zucken oder die Augen nach oben verdrehen, als ob sie ihr eigenes Gehirn durchstöbern möchten? Selbst Besitzer von Ultra-HD-Fernsehern und Fans von all dem hochauflösenden Beiwerk, das die eigenen vier Wände in ein Heimkino bzw. in eine Spielhölle zu verwandeln hilft, zeigen meist noch Symptome von Verunsicherung, wenn man auf den „neuen Standard“ zu sprechen kommt.
Und überhaupt: was bedeutet eigentlich das Kürzel HDMI? Knappe Antwort: High Definition Multimedia Interface. Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Videoübertragungstechnik, die seit ihrer Markteinführung kontinuierlich verbessert und weiterentwickelt wurde. Sehr löblich. Nun aber die Gretchenfrage:
Wofür braucht man HDMI 2.1-Kabel?
Branchen-Experten und Freaks antworten wie aus der Pistole geschossen „für 8K-Fernseher“ und haben damit im Prinzip den Vogel abgeschossen. Es erscheint irgendwie logisch, dass Flatscreens, die Bildinformationen vier Mal so hoch wie 4K-Schirme aufdröseln können, mit besonders vielen Daten gefüttert werden müssen. Und deswegen zeigen sich selbst viel gepriesene, mit Zertifikaten ausgezeichnete Ultra-HDMI-Kabel nicht selten überfordert.
Weshalb das so ist? Der HDMI 2.0-Standard, der sich seit seiner Einführung im September 2013 mit der Markteinführung von UHD-Fernsehern etablierte, konnte seinerzeit sagenhafte 18 Gigabit pro Sekunde übertragen. Er machte Bildwiederholungsraten von 120 Hertz und eine maximale Bildauflösung von 4320p bei 60 Hertz möglich.
Eine Milliarde Farben waren darstellbar, die Hochkontrastverfahren HDR 10 und Dolby Vision wurden verarbeitet. Die Übertragung von Dolby Digital, DTS, DTS HD, DTS X, MPEG, DVD Audio, DSD (SACD), Dolby Digital Plus und Dolby TrueHD sowie des immersiven Tonformats Dolby Atmos machten keine Probleme.
Denkt man zurück an den Dezember 2002, als das Format HDMI 1.0 an den Start ging, waren in punkto Bildauflösung höchstens 1080p bei einer Bildwiederholungsrate von 60 Hertz drin und „nur“ 16 Millionen Farben darstellbar. Im Laufe der Jahre wurden die Kapazitäten bei HDMI 1.1, HDMI 1.2, HDMI 1.2a, HDMI 1.3, HDMI 1.3a/b/c, HDMI 1.4, HDMI 1.4a und HDMI 2.0 immer weiter verbessert und optimiert.
Beim HDMI-Standard 2.1, von dem man im Jahr 2017 erstmals hörte, purzelten beachtliche Rekorde! Maximale Datenrate: 38 Gigabit. Maximale Bandbreite: 1200 Megahertz. Maximale Bildauflösung: 4320p, 60 Hertz. Anzahl darstellbarer Farben: 4400 Milliarden!
HDMI 2.1 bringt besseres Bilderlebnis
Stellt sich die Frage, ob außer Snobs, die sich (noch) sündteure 8K-Fernseher leisten können, auch „normale Menschen“ von HDMI 2.1 profitieren? Kurioserweise lautet die Antwort eindeutig Ja. Denn auch Filme in 4K-Auflösung – abgespielt über einen UHD Blu-ray-Player oder hochauflösend zum 4K-TV gestreamt – profitieren vom zusätzlichen üppigen Kontingent.
Weniger Bildruckeln, optimierter Raumklang, verbesserter Datenaustausch über den Enhanced Audio Return Channel (eArc), kürzere Reaktionszeit bei Kommandos von Gamepads, sprich: Variable Refresh Rate (VRR). Es ist wirklich wahr! Der Schreiber dieser Zeilen – zunächst selbst skeptisch – wurde bekehrt.
Sein bescheidenes Heimkino wird von einem 82-Zoll QLED-TV, Jahrgang 2019, dominiert. Zum Abspielen von UHD-Blu-rays wird ein Panasonic-Player verwendet, als AV-Receiver leistet ein 11.2.-Bolide von Pioneer hervorragende Dienste. Die Ultra-HDTV-4K-HDMI-Kabel leisten seit Jahren hervorragende Dienste – wieso also auswechseln?
Schlichte Neugier! Sonst nichts. Um es kurz zu machen: das neue 8K HDMI 2.1 Kabel wurde geliefert, angestöpselt und los ging´s. Zum Testen nimmt man am besten eine Disc, die man schon wiederholt angeschaut hat und die dem Equipment in sachen Bild und Ton eine Menge abverlangt – in meinem Fall „Jurassic World – Falling Kingdom“.
Schon die ersten Bilder waren überwältigend. Das Hochkontrastverfahren HDR10 schien plötzlich wesentlich intensiver zu arbeiten. Landschaften wurden plastischer, sowohl in den hellen, als auch in den vielen dunklen Szenen waren Details auszumachen, die vorher verborgen blieben. Der Dolby-Atmos-Soundtrack steigerte die bedrohliche Atmosphäre bei ausgebüxten Dinosauriern enorm. Die Viecher rannten durch den Raum, knurrten in Verstecken links hinten oder brüllten fürchterlich direkt über der Kino-Couch.
Dies ist nur ein subjektiver Eindruck, aber es scheint wirklich so, dass auch aktuelle 4K-Inhalte mit aufwändiger AV-Technik von der zusätzlichen Bandbreite des HDMI 2.1 Standards profitieren – insbesondere durch die nun mögliche Wiedergabe bei 120 Hz.
Ein Spektakel, das Lust darauf macht, seit langem im Regal stehende Filme neu zu entdecken und auf viel intensivere Weise auszukosten. Jede Wette: leidenschaftlichen Gamern wird es genauso gehen. Zumal, wenn neue Spielkonsolen auf den Markt kommen, die für 8K-Anfordernisse gerüstet sind.
Was sind eure Erfahrungen mit HDMI 2.1? Postet hier in die Kommentare!